
AG "Bildgebung" an der Klinik für Geburtsmedizin
Die Arbeitsgruppe "Bildgebung" an der Klinik für Geburtsmedizin der Charité – Universitätsmedizin hat ihren Schwerpunkt in der pränatalen Ultraschalldiagnostik.
Die Arbeitsgruppe berät auch überregional Schwangere mit Ungeborenen mit angeborenen Herzfehlern.
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Arbeitsschwerpunkte der AG "Bildgebung"
Als Level-I-Perinatalzentrum sind der Campus Virchow-Klinikum und der Campus Mitte Referenzzentren für Fragen der pränatalen Ultraschalldiagnostik und Therapie. Hier werden häufige und viele seltene Erkrankungen des Ungeborenen und der Mutter in der Schwangerschaft und im Wochenbett betreut. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Herzzentrum (DHZB) beraten wir auch überregional Schwangere mit Ungeborenen und angeborenen Herzfehlern. Die hochauflösenden "High End Ultraschallsysteme" ermöglichen eine optimale pränatale Diagnostik.
Als weiteres bildgebendes Verfahren wird bei einigen fetalen Fehlbildungen die fetale Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt. Hier besteht eine enge Kooperation mit der Abteilung für Kinderradiologie unter der Leitung von Frau Dr. Birgit Spors. Ferner besteht ein wissenschaftlicher Austausch und eine konsiliarische Kooperation mit Frau Prof. Dr. Prayer der Medizinischen Universität Wien, einem internationalen Referenzzentrum für pränatale Neuroradiologie.
Viele Projekte werden von Doktoranden bearbeitet, es finden regelmäßig wissenschaftliche Gespräche über die Projektforschritte statt.
Arbeitsschwerpunkte
1. Ultraschall unter der Geburt (Projektbetreuer Henrich, Armbrust, Dückelmann):
Der translabiale Ultraschall unter der Geburt wird zunehmend als objektive und reliable Höhenstandsdiagnostik eingesetzt. Dadurch wird die Sicherheit für Mutter und Kind vor vaginal operativen Eingriffen deutlich erhöht. Unsere Klinik hat auf diesem Forschungsfeld Pionierarbeit geleistet und maßgebliche Publikationen auf diesem Gebiet veröffentlicht.
2. MRT Subpartu (Projektbetreuer: Henrich):
Die Entwicklung offener MRT Geräte hat das Feld der Interventionen während der MRT Untersuchung eröffnet. In zwei Studien wurde der translabiale Ultraschall und die MRT Höhenstandsmessung kombiniert. Dadurch ist erstmalig die MRT gestützte Darstellung der für die Geburtsmedizin so wichtige Interspinalebene in Beziehung zur sonographisch translabialen Austreibungswinkel geglückt. Im November 2010 konnte in Kooperation mit der Radiologischen Abteilung der Charité weltweit erstmalig eine Geburt im offenen MRT dargestellt und ausgewertet werden.
3. Implantationsstörungen (Projektbetreuer Braun, Weizsäcker, Henrich):
Durch die Zunahme der Sectiorate ist in Folgeschwangerschaften häufiger mit Einnistungsstörungen (Placenta accreta, increta, percreta) der Plazenta zu rechnen. Die präpartale Diagnose ist essentiell bei diesem lebensbedrohlichen Krankheitsbild und bestimmt massgeblich das geburtshilfliche Management. In unserer Abteilung werden die Fälle bundesweit gesammelt und ausgewertet. Weiterhin sind wir in Kooperation mit der Frauenklinik Basel Studienzentrum, welches die mütterlichen Serumparameter bei Implantationsstörungen untersucht.
4. Fibrinogenstudie (Projektbetreuer: Pauly, Schulze, Henrich), abgeschlossen und publiziert
Schwere peripartale Blutungen gehören mit einer Prävalenz von 0,5 bis 5,0% zu den häufigsten Notfällen in der Geburtshilfe. Physiologischerweise erhöhen sich während der Schwangerschaft die Plasmakonzentrationen von Fibrinogen und einigen anderen Gerinnungsfaktoren. Die Mechanismen zur Steigerung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes greifen jedoch nicht in allen Fällen und so kann es insbesondere bei Vorliegen von bestimmten Risikokonstellationen zu verstärkten peripartalen Blutungen kommen. Ziel der Studie ist die Evaluation des peripartalen Blutungsrisikos in Abhängigkeit von der präpartalen Fibrinogen- und Faktor XIII- Konzentration.
Die Bestimmung des peripartalen Blutverlustes erfolgt anhand eines Blutmessbeutels und der Veränderung des Hämoglobinwertes.
5. Langzeitergebnisse von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen (Projektbetreuer: Dückelmann, Henrich)
Die Spina bifida gehört zu den Neuralrohrdefekten, die zu den häufigsten fetalen Fehlbildungen zählen. Hingegen ist die Agenesie des Corpus callosum (ACC), also ein angeborenes komplettes oder partielles Fehlen des Balkens, relativ selten. Beides sind Fehlbildungen des ZNS, deren Langzeitprognose oft unklar bleibt, jedoch eine wichtige Rolle in der Beratung der betroffenen Eltern spielt. Die Spannbreite der neurologischen Entwicklung kann von leichten Beeinträchtigungen bis schweren kognitiven und motorischen Behinderungen reichen.
Bisher wurden 31 Kinder mit Spina bifida aus einem Zeitraum von 16 Jahren nachuntersucht (Neurpädiatrische Untersuchung, Intelligenz- und Entwicklungstests). Normale kognitive Fähigkeiten wiesen alle Kinder mit einer sakralen Läsionshöhe und 57% der Kinder mit höherem Level (thorako-lumbar/lumbo-sakral) auf. 71% der Kinder mit sakraler Läsion aber nur 14% mit höherer Läsion konnten selbständig bzw. mit Hilfen laufen. Die besten Langzeitergebnisse korrelierten mit einer sakralen Läsionshöhe.
15 Kinder mit einer ACC aus einem Zeitraum von 10 Jahren wurden bisher nachuntersucht (Neuropädiatrische Untersuchung, Intelligenz- und Entwicklungstests, adaptives Verhalten). Die kognitive und motorische Entwicklung war normal (IQ>85, motorisch altersgerecht) oder zeigte eine moderate Störung (IQ 70-84, Koordinationsstörungen, aber freies Laufen) bei 50% der Kinder mit isolierter ACC und 66% der Kinder mit assoziiertem Hydrozephalus, unabhängig davon, ob die ACC komplett oder partiell auftrat. Ein assoziierter Hydrozephalus wirkte sich nicht zwingend negativ auf die kognitive Entwicklung aus. Die in einem Teil der Literatur beschriebene altersgerechte Entwicklung eines großen Teils von Kindern mit isolierter ACC konnte in unserem Kollektiv nicht bestätigt werden.