
Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft
Die Klinik für Geburtsmedizin ist ein Kompetenzzentrum für Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft. Präeklampsie und andere hypertensive Erkrankungen sind häufig und können unerkannt zu scheren Komplikationen zu Mutter und Kind führen. Wir bieten eine umfassende Diagnostik und Betreuung nach aktuellen Leitlinien und unter Anwendung neuer Forschungsergebnisse an.
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Präeklampsie
- Präeklampsie ist ein Multisystemerkrankung in der Schwangerschaft, die sich durch eine Blutdruckerhöhung und Eiweißausscheidung im Urin in der zweiten Schwangerschaftshälfte äußert. Davon abzugrenzen sind weitere hypertensive Schwangerschaftserkrankungen. Zum Formenkreis der hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen gehören:
- Präeklampsie: Nach der abgeschlossenen 20. Schwangerschaftswoche auftretende Blutdruckwerte ≥ 140/90 mmHg und Eiweißausscheidung im Urin ≥ 300 mg/24h. Je nach Zeitpunkt des Auftretens der Erkrankung spricht man von früher (< 34 SSW) oder später (34 SSW) Präeklampsie. Weiterhin unterteilt man leichte und schwere Formen.
- Gestationshypertonie: Nach der abgeschlossenen 20. Schwangerschaftswoche auftretende Blutdruckwerte ≥ 140/90 mmHg ohne Eiweißausscheidung im Urin.
- Chronische Hypertonie: Vor der Schwangerschaft oder in der ersten Schwangerschaftshälfte aufgetretene Blutdruckerhöhung ≥ 140/90 mmHg, die auch nach der Schwangerschaft weiterbesteht.
- Propfpräeklampsie: Chronischer Bluthochdruck und in der Schwangerschaft neu aufgetretene Eiweißausscheidung im Urin oder Chronischer Bluthochdruck mit Eiweißausscheidung im Urin, die sich in der Schwangerschaft verschlechtern.
- HELLP-Syndrom - Trias aus: H Hemolysis = Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen), EL Elevated Liverenzymes = erhöhte Leberenzyme, LP Low Platelets = erniedrigte Thrombozytenzahl (Blutplättchen)
Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Vorkommen, Ursachen und Folgen
Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen treten in 6-8% aller Schwangerschaften auf. Die Ursachen für eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung sind derzeit nicht eindeutig geklärt. Eine zentrale Rolle für die Entstehung von Präeklampsie spielt der Mutterkuchen (Plazenta). Eine gestörte Plazentaentwicklung ist der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung des Krankheitsbildes. Einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer solchen Plazentastörung ist ein dopplersonografisch erhöhter Flusswiderstand in der A. uterina. Diese Untersuchung wird meist im Rahmen der Feindiagnostik in 22-24 SSW durchgeführt. Doch nicht jede Frau mit einem veränderten Doppler wird später eine Präeklampsie oder andere hypertensive Schwangerschaftserkrankung entwickeln.
Bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen kann auch das Kind betroffen sein: eine intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) kann die Folge der gestörten Plazentaentwicklung sein. Bei früher Präeklampsie kommt es of zu IUGR, während bei spätem Beginn der Erkrankung oder bei Gestationshypertonie das Kind oft normal entwickelt ist. Hier müssen regelmäßige Ultraschallkontrollen erfolgen, um die Entwicklung des Kindes genau zu beobachten.
Frauen, die bereits in einer vorhergehenden Schwangerschaft eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung hatten, haben ein erhöhtes Risiko in der folgenden Schwangerschaft erneut daran zu erkranken. Auch wenn die Erkrankung in der Familie vorkommt, sollte man daran denken, sich frühzeitig untersuchen zu lassen.
Mittlerweile kann man durch die Bestimmung von Blutwerten das Risiko für das Entstehen einer Präeklampsie besser abschätzen. Die Bestimmung des sFlt-1/PlGF-Quotienten im Blut kann Hinweise auf das Vorliegen oder spätere Auftreten von Präeklampsie geben. Wir bestimmen diese Werte in unserer Sprechstunde.
Eine Spätfolge der Präeklampsie ist das Auftreten von Bluthochdruck im späteren Leben. 90% der Patientinnen entwickeln nach 20-25 Jahren einen chronischen Bluthochdruck.
Klinische Symptome
- Wiederholt erhöhte Blutdruckwerte ≥ 140/90 mmHg
- Eiweißausscheidung im Urin
- Gewichtszunahme ≥ 1 kg/Woche während des 3. Trimesters
- Veränderung der Laborparameter
- Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
- Kopfschmerzen, Augenflimmern
- Ödeme
Therapie
Die Therapie einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankung richtet sich nach ihrem Schweregrad. Im Zentrum steht immer die Überwachung von Mutter und Kind.
Bei leichteren bis mittelschweren Formen kann auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden, es sollten allerdings regelmäßige Kontrollen erfolgen.
Bei schweren Formen ist eine stationäre Aufnahme erforderlich und der Blutdruck muss medikamentös gesenkt werden. Wenn Gefahr für Mutter und/oder Kind besteht wird die Entbindung notwendig.
Überwachung der Schwangerschaft
Leichte Formen der hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen können ambulant betreut werden. Es sollte mindestens dreimal täglich der Blutdruck gemessen und dokumentiert werden, und bei Werten ≥ 160/100 mmHg muss eine sofortige Vorstellung in der Klinik erfolgen. Eine wöchentliche ärztliche Kontrolle mit Blutdruckmessung, Gewichtskontrolle, Kontrolle der Eiweißausscheidung, CTG und ggf. Ultraschall ist notwendig.
Bei schweren Verlaufsformen ist eine stationäre Aufnahme unabdingbar.
Geburt bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen
Bei Wohlbefinden von Mutter und Fetus kann eine spontane Entbindung angestrebt werden, sonst ist die Entbindung per Kaiserschnitt notwendig.
Vorgehen nach der Geburt
Nach der Entbindung verschwindet eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung in der Regel von selbst wieder. Trotz allem ist direkt (bis zu 48h) nach der Geburt eine intensiviertere Überwachung notwendig. Wenn eine medikamentöse Therapie erfolgte wird diese innerhalb von drei Tagen bis sechs Wochen ausgeschlichen.
Die weitere Nachsorge erfolgt dann über Ihre Frauenärztin / Frauenarzt und bei Bedarf auch über unsere Sprechstunde.